Kirche Gollwitz

Gollwitz war zunächst selbstständige Pfarrkirche (um 1450), wurde dann zwischen 1459 und 1527 Filialkirche von Jeserig und kurz vor 1541 als Tochterkirche zur Dorfkirche Wust zugeordnet.

Die Gollwitzer Kirche befindet sich am höchsten Punkt des Ortes – jedoch nicht in der Ortsmitte, sondern als Patronatskirche direkt neben dem Schloss. Die Kirche ist ein spätgotischer Saalbau, der mehrfach umgebaut wurde (1750 unter Friedrich von Görne; 1823 Einbau der Kanzelaltarwand und klassizistische Umgestaltung im Inneren). Unter der angebauten Patronatsloge befindet sich eine 1945 von russischen Truppen demolierte Gruft (von Görne), außerdem gibt es zwischen Schloss und Kirche ein klassizistisches Mausoleum (vom Hagen – von Rochow). In den 1960er Jahren wurden die Kanzel und andere Ausstattungsstücke entfernt und der Kirchraum in nüchternem Weiß gestrichen. Beim Versuch der Dachsanierung Anfang der 1990er Jahre entstand weiterer Schaden im Kircheninneren, außerdem wurde die Orgel abgebaut. Bei eine grundlegenden Innenraumsanierung im Jahr 2021 mit Wiederaufbau der historischen Wäldner-Orgel (von 1869) wird der klassizistische Raumeindruck wiederhergestellt z.B. durch Nachbau der historischen Empore und Wiederherstellung der ursprünglichen Ornamentik, außerdem werden die mittelalterlichen Sakramentsnischentüren (u.a. mit spätgotischer Strahlenkranzmadonna) restauriert. Der hölzerne Taufstein der Kirche ist eine Schenkung der Familie von Rochow aus dem Jahr 1874, die Taufschüssel aus Messing ist eine Nürnberger Beckenschlägerschüssel aus dem 16. Jahrhundert mit Darstellung der Verkündigung Mariens. Eine der beiden historischen Bronzeglocken (von 1691) verblieb im Kirchturm, eine zweite wurde im 1. Weltkrieg abgeliefert.

Das Bauwerk entstand im Wesentlichen aus Feldsteinen, die unbehauen und nicht lagig geschichtet wurden. Die Auszwickungen wurden mit kleineren Feldsteinen und Ziegelbruch verschlossen. Bei Ausbesserungsarbeiten kam gelblicher Mauerstein zum Einsatz, der in der Region hergestellt wurde. Der Chor ist halbkreisförmig und nicht eingezogen. Am Chorschluss befand sich zu einer früheren Zeit eine rundbogenförmige Öffnung, die mit Mauersteinen zugesetzt ist.

Das Kirchenschiff hat einen rechteckigen Grundriss. An der Nordwand des Langhauses ist im Osten ein gedrückt-segmentbogenförmiges Fenster. Daran schließt sich nach Westen die ehemalige Patronatsloge mit Gruft an. Sie hat einen rechteckigen Grundriss und kann durch eine hochrechteckige Treppe von Westen aus betreten werden. An der Nordwand sind zwei kleine und hochrechteckige Fenster. Westlich des Anbaus ist eine spitzbogenförmige, gotische Pforte mit einer abgetreppten Laibung aus rötlichem Mauerstein, die aus der Bauzeit stammen dürfte. Sie ist zugesetzt und verputzt. Im Westen folgt ein weiteres Fenster. Am südlichen Langhaus sind fünf große Fenster. Zwischen dem zweiten und dritten Joch ist eine Baunaht zu erkennen, die auf die nachträgliche Verlängerung nach Osten hinweist. Das Bauwerk erreicht damit eine Länge von 26,56 m bei einer Breite von 7,75 m.

Der barocke Kirchturm nimmt die volle Breite des Schiffs auf fußt aus einem querrechteckigen Unterbau und kann durch eine gedrückt-rundbogenförmige Pforte von Westen aus betreten werden. Oberhalb ist eine querrechteckige Dedikationsinschrift, die auf den Umbau von 1750 hinweist. An der Nord- und Südseite ist je ein weiteres korbbogenförmiges Fenster mit einem Schlussstein. Die Ecken des Turmunterbaus sind mit einem neobarocken Quaderputz gegliedert. Oberhalb ist ein umlaufendes Gesims. Die Seiten werden durch Pultdächer abgeschlossen. Darüber erhebt sich das Turmoberteil. Es ist mit Lisenen und geschwungenen Gesimsen gegliedert. An den drei zugänglichen Seiten ist je eine gedrückt-segmentbogenförmige Klangarkade. Oberhalb ist eine geschweifte Turmhaube mit einer oktogonalen Laterne und einer Wetterfahne.

Gollwitzer Ortsgeschichte

Gollwitz ist ein malerisch in der Havelniederung gelegenes Sackgassendorf mit einer Zufahrtsstraße zur B1. Seit 1993 ist Gollwitz Teil von Brandenburg (mit einer zehnjährigen Unterbrechung, in der der Ort zum Amt Emster-Havel gehörte). Die erste Erwähnung des Dorfes ist 1375 im Landbuch Kaiser Karls IV. belegt. Seit 1664 stand Gollwitz unter dem Patronat der Familie von Rochow. Die Prägung des Ortes durch die Patronatsfamilie ist bis heute im Ortskern durch das historische Ensemble aus Gutshaus (seit 2008 betrieben von der Begegnungsstätte Schloss Gollwitz als Ort der Begegnung für jüdische und nichtjüdische Menschen), Patronatskirche, Mausoleum und Schlosspark ablesbar. Im Laufe der Zeit wurde Gollwitz von den Rochows mehrfach verpfändet, verliehen oder verkauft (z.B. an Familie von Görne oder Familie Tiebe). Das Rittergut von Rochow ist das erste in der Zauche nachgewiesene. Die Bauern- und Kossätenstellen wuchsen um das Rittergut herum, die guten Böden und die Wiesen und Weiden in den Havelauen sorgten für Wohlstand. Im Jahre 1413 wurde Gollwitz durch die Truppen des Magdeburger Erzbischofs geplündert und niedergebrannt. Im 18. Jahrhundert wurde zusätzliches Ackerland durch Entwässerung und Grabenlegung gewonnen, außerdem gab es seitdem Schiffereirechte vor Ort. Die erste Mühle in Gollwitz wurde 1701 errichtet. Noch heute erinnert der Mühlweg daran. 1741 lagerten 30.000 Soldaten des Regiments Leopolds I. von Anhalt-Dessau für sieben Monate bei Gollwitz; die im Lager ausgebrochene Ruhr-Epidemie dezimierte auch die Dorfbevölkerung. 1808 legte ein verheerendes Feuer fast das ganze Dorf in Schutt und Asche; der Wiederaufbau schloss sich sofort an. Ab 1835 setzte als neuer Wirtschaftszweig der Abbau und Handel mit Torf ein (Verschiffung über die Havel). Ende des 19. Jahrhunderts entstand zudem eine Ziegelei, die zum Gut gehörte. Die Einwohnerzahl von Gollwitz stieg durch die Industrialisierung von knapp 300 Ende des 18. Jahrhunderts auf über 470 im Jahre 1925. Knapp 500 Einwohner leben auch heute in dem Ort.

Unweit der Kirche befindet sich die Begegnungstätte Schloß Gollwitz.

https://www.schlossgollwitz.de/

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